Schokolade, Sirup und Styropor: In Weinfelden haben Konditorei-Auszubildende ihre süssen Kunstwerke präsentiert

Fasnacht, Jahreszeiten und Schokolade im Fokus: Nach diesen Mottos haben die Konditorei-Auszubildenden ihre Werke für die Ausstellung Kreativa im Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden entworfen. Entstanden sind süsse, fantasievolle und auch teure Ergebnisse, welche die Besuchenden von Freitag bis Sonntag bestaunen konnten.

Der Duft nach Schokolade lockt Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung Kreativa. Im Gewerblichen Bildungszentrum in Weinfelden hat der Ostschweizer Bäcker- und Confiseurmeisterverband (OBC) zum neunten Mal eine Werkschau für die Thurgauer Auszubildenden organisiert. Ein süsses Kunstwerk sieht leckerer aus als das nächste. Doch man muss sich bremsen: Unter der Zierschicht aus Marzipan, Fondant, Schokolade und Zucker befinden sich Styroporscheiben. Denn wie Andreas Kuttruff vom OBC sagt: «Die Kuchen- und Sahne-Schichten könnten wir hier nicht frischhalten.»

Kunstwerke für Schaufenster-Dekoration

Die 14 Auszubildenden im ersten Lehrgang haben fantasievolle Figuren zum Thema Fasnacht geformt. «Eine Aufgabe wie diese kommt im Arbeitsalltag tatsächlich vor», sagt Lucia Röllin, Confiserie-Ausbilderin in der Bäckerei Mohn. «Gelegentlich wünschen sich Kunden eine Torte mit spezieller Zierde. Und Beschriftungen müssen wir auch oft machen.»

Die 13 angehenden Konditorinnen und Konditoren im zweiten Lehrjahr haben je eine dreistöckige Torte zum Thema «Vier Jahreszeiten» gestaltet. Aber· «So eine Torte wird selten verlangt, weil sie recht teuer ist.» Andreas Kuttruff erklärt, dass ein solches Werk schnell 200 bis 400 Franken kostet. «Es geht bei der Aufgabe mehr darum, zu zeigen, was man alles kann. Denn solche Stücke schmücken später die Schaufenster der Konditoreien.»

In diesem Zusammenhang stellen an der Ausstellung auch vier Detailhandelsfachleute ihre Fähigkeiten zur Warenpräsentation unter Beweis. Ihr Ziel ist es, die Kundschaft mit einer schönen Präsentation anzulocken und zu einem Einkauf zu animieren.

Neun Konditorei-Auszubildende im dritten Lehrjahr haben sich der Königsdisziplin gewidmet: Sie durften gestalten, was immer sie wollten. Sirupteig, der nach dem Trocknen steinhart wird, macht abenteuerliche Konstruktionen möglich. Theoretisch wäre er essbar, praktisch probiert ihn aber niemand.

Vier weitere Auszubildende waren ebenfalls frei in der Wahl ihrer Sujets, nur beim Material gab es Einschränkungen: Schokolade – meist in Form von Modellierkuvertüre – muss eine Hauptrolle spielen. Das hat nicht nur duftende Folgen für die Ausstellung, denn wie Andreas Kuttruff sagt:

«Sobald die Sonne herauskommt, müssen wir die Storen herunterlassen, sonst schmilzt hier alles.»

Eine Fachjury hat die Werke begutachtet. Ihre Bewertungen entlockt den Besuchern Nachfragen. Warum ist das Storchennest von Eszter Tary besser bewertet als der Partykäfer von Nadja Fuchs oder das Krokodil von Mia Cichon? «Neben dem Gesamteindruck zählen die Genauigkeit, die Sauberkeit und der Schwierigkeitsgrad», so der Experte aus der Jury. «Wenn ein modellierter Apfel schrumpelig ist, gibt es ebenso Abzüge wie bei sichtbaren Klebestellen.»

Fachlehrer Thomas Segenreich ist stolz auf das, was seine Schülerinnen und Schüler erreicht haben: «Es hat wunderschöne Sachen dabei, richtige Kunstwerke.» Die jungen Leute hätten allein in der Schule dreissig Lektionen à 45 Minuten auf die Werkstücke verwendet. «Das macht sie quasi unbezahlbar», sagt der Pädagoge und lacht. Sogar auf 56 Stunden Arbeitszeit kommt der zuckerige «Baumhüter», den Confiseurin Chiara Baratta aus der Horner Chocolaterie Kölbener gegossen, modelliert, dressiert und besprüht hat. Dafür klassiert die Jury ihn im ersten Rang.

Laura Eberle, im zweiten Lehrjahr bei der Bäckerei Mohn in Sulgen, bekommt ein Gold-Diplom für ihre Torte. «Die Marmorierung war noch recht einfach, aber die Kürbisse als Herbstsymbol zu dressieren, war nicht ohne», sagt die 17-Jährige. Sie freut sich, einen so kreativen Beruf ergriffen zu haben. Verbandsvertreter Kuttruff greift das gerne für die Nachwuchswerbung auf, denn die Ausstellung sollte auch dazu dienen, dass sich junge, interessierte Besucher mit den Fachlehrpersonen austauschen konnten. Und Kuttruff sagt: «Es gibt noch freie Ausbildungsplätze.»

Eine Torte mit Ostermotiv an der Ausstellung Kreativa in Weinfelden.

Eine Besucherin fotografiert eine der kunstvollen Torten.

Luana Eblere macht ihre Ausbildung bei der Bäckerei Mohn und hat ein Gold-Diplom für ihre Torte bekommen.

Im «Baumhüter» von Chiara Baratta stecken 56 Arbeitsstunden.

Interview: Inka Grabowsky

Thurgauer Zeitung vom 03. März 2025

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